Psoriasis:
Schuppenflechte erkennen und behandeln
Rote, schuppende und juckende Haut ist ein typisches Anzeichen für Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt. Wenn die chronische Erkrankung im Gesicht, an der Kopfhaut oder anderen sichtbaren Stellen auftritt, ist der Leidensdruck oft besonders hoch. Topische Mittel, die auf die Haut aufgetragen werden, können die Symptome lindern.
Psoriasis, auch bekannt als Schuppenflechte, ist eine entzündliche Hauterkrankung, die in mehr als 90 Prozent der Fälle chronisch verläuft. In den westlichen Industrieländern – so auch in der Schweiz – sind etwa 1.5 bis 2 Prozent der Bevölkerung daran erkrankt.
Der Grossteil der Betroffenen (circa 80 Prozent) leidet an Psoriasis vulgaris oder Plaque-Psoriasis, bei der sich rote, schuppende, verdickte Hautflecken an verschiedenen Körperstellen bilden. Ansteckend ist die Autoimmunkrankheit nicht.
Schuppenflechte kann in jedem Alter auftreten. Meistens ist das in der Pubertät, seltener auch zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr der Fall.
Vor allem bei mittelschweren bis schweren Verläufen und wenn sichtbare Areale betroffen sind, ist der Leidensdruck der Patienten oft hoch.
Typische Anzeichen für Psoriasis sind entzündlich gerötete, schuppige, scharf abgegrenzte Flecken auf der Haut. Diese so genannten Plaques sind leicht erhaben und von einem dünnen roten Saum umgeben. Die Haut juckt mitunter stark.
Grundsätzlich kann Psoriasis überall am Körper in Erscheinung treten. Vorwiegend bildet sie sich jedoch an folgenden Stellen aus:
- behaarte Kopfhaut (Psoriasis capitis) – in schweren Fällen mitunter verbunden mit Haarausfall
- Ellbogen
- Achselhöhlen
- Knie
- Rumpf (vor allem Kreuzbeingegend)
- unter der Brust
- Po und Pofalte
- hinter den Ohren
- um den Bauchnabel
- Finger- und Fussnägel (Nagelpsoriasis)
- Genitalbereich
- Finger
- Hände, Handflächen
- Füsse, Fusssohlen
- Gesicht (etwa Nase, Stirn, Mund, Augen und Augenlider)
Ein Drittel der Betroffenen entwickelt ausserdem eine Psoriasis-Arthritis: Die Gelenke (vor allem in Fingern und Zehen) entzünden sich, schwellen an, schmerzen und können steif werden.
Auch Eisenmangel kann ein Anzeichen für Psoriasis sein, da Hautzellen viel Eisen enthalten, das mit übermässiger Schuppung verloren geht.
Zudem zieht Psoriasis mögliche Begleiterkrankungen nach sich, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall, Stoffwechselkrankheiten wie Adipositas oder Diabetes mellitus und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Noch sind die genauen Ursachen für Schuppenflechte nicht genau bekannt. Man vermutet neben einer erblichen Veranlagung weitere Faktoren, die zum Ausbruch führen können.
Eine wichtige Rolle spielt – wie bei allen Autoimmunerkrankungen – ein fehlgeleitetes Immunsystem: Es löst ständig Entzündungsprozesse aus, greift die Zellen der Oberhaut an und regt diese zu übermässiger Teilung an. Die Haut entzündet sich, verdickt und ist schuppig.
Psychosoziale Therapien (etwa eine Psychotherapie) und der Austausch mit anderen Betroffenen (beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe ) können bei sehr starkem Leidensdruck helfen, den Alltag mit einer chronischen Erkrankung zu bewältigen. Auslöser für die Krankheit beziehungsweise einen Schub können Infektionen, Hormonumstellungen (etwa durch Anti-Baby-Pille oder Schwangerschaft), Stress, Rauchen, Alkohol, Medikamente oder Hautreizungen (z. B. Sonnenbrand) sein.
Die Psoriasis-Diagnose erfolgt durch einen Facharzt für Dermatologie. Er erkennt Schuppenflechte meist schon an den charakteristischen Haut- bzw. Nagelveränderungen.
Um den Verdacht zu bestätigen, kann der Mediziner die Hautschuppen an einer Stelle vorsichtig entfernen. Lässt sich das darunterliegende Häutchen lösen und es kommt zu einer punktförmigen Blutung, spricht das für Psoriasis.
Um die Diagnose zu sichern und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschliessen, wird möglicherweise auch eine Hautprobe (Biopsie) entnommen und untersucht.
Schuppenflechte kann man bis heute nicht durch eine Therapie heilen. In etwa ein Viertel der Fälle kommt es aber zur spontanen Abheilung.
Ziel der Psoriasis-Behandlung ist, eine Symptomfreiheit für die Patienten zu erreichen. Dies gelingt allerdings nicht immer.
Schuppenflechte äussert sich von Mensch zu Mensch verschieden. So ist auch die Therapie ganz auf das Individuum ausgerichtet und von vielen Faktoren beeinflusst (etwa davon, ob weitere Erkrankungen vorliegen).
Bei leichter Psoriasis werden topische Mittel angewendet, die direkt auf die Haut einwirken (z. B. als Salbe, Creme, Lösung, Spray oder Shampoo):
- Kortikoide („Kortison“) unterdrücken Entzündungsreaktionen.
- Calcineurin-Inhibitoren hemmen ebenfalls die Entzündungsprozesse.
- Vitamin-D3-Analoga blockieren das Wachstum der Hautzellen.
- Dithranol wirkt anti-entzündlich und hemmt das Wachstum der Hautzellen.
Zudem kommen auch Balneotherapie (Bäder mit Salz), Klimatherapie (etwa Aufenthalt am Toten Meer) und Phototherapie (UV-B-Licht, Laser oder PUVA) sowie eine Basispflege (etwa mit harnstoffhaltigen Lotionen) zum Einsatz.
Wenn mehr als zehn Prozent der Körperfläche betroffen sind, spricht man von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis. In diesem Fall wird eine innerliche (systemische) Therapie – ggf. kombiniert mit einigen der oben genannten topischen Medikamente – empfohlen:
- konventionelle Systemtherapie mit Acitretin, Ciclosporin, Fumarsäureester oder Methotrexat (MTX)
- niedermolekulare Wirkstoffe („small molecules“) wie Apremilast
- Biologika, z. B. anti-TNF-Antikörper (etwa Adalimumab, Infliximab) oder verschiedene Anti-Interleukin-Antikörper (Ustekinumab, Ixekizumab, Guselkumab)
Psoriasis kann mit grossen Einschränkungen der Lebensqualität einhergehen. Neben der richtigen Behandlung können Sie jedoch selbst einiges tun, um Ihr Wohlbefinden zu steigern:
- Pflegen Sie Ihre Haut mit rückfettenden Produkten.
- Meiden Sie alles, was Ihre Haut reizt (etwa kratzige Stoffe).
- Ernähren Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich.
- Bewegen Sie sich regelmässig.
- Sorgen Sie für ausreichende Ruhephasen, um sich von Stress zu erholen. Dabei können Sie Entspannungstechniken wie Meditation oder Autogenes Training nutzen.
Psychosoziale Therapien (etwa eine Psychotherapie) und der Austausch mit anderen Betroffenen (beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe) können bei sehr starkem Leidensdruck helfen, den Alltag mit einer chronischen Erkrankung zu bewältigen.
Weitere Informationen und unterstützende Angeboten finden Sie bei:
- S3-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG): Therapie der Psoriasis vulgaris (Stand: 2021), unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 24.11.2022)
- Kolios AG, Yawalkar N, Anliker M, Boehncke WH, Borradori L, Conrad C, Gilliet M, Häusermann P, Itin P, Laffitte E, Mainetti C, French LE, Navarini AA. Swiss S1 Guidelines on the Systemic Treatment of Psoriasis Vulgaris. Dermatology. 2016;232(4):385-406. doi: 10.1159/000445681. Epub 2016 Jun 21. PMID: 27322375.
- Universitätsspital Zürich: Schuppenflechte, unter: www.usz.ch (Abrufdatum: 28.11.2022)
- Deutscher Psoriasis Bund e.V.: Was ist Psoriasis?, unter www.psoriasis-bund.de (Abrufdatum: 28.11.2022)
- Altmeyers Enzyklopädie: Psoriasis (Übersicht), unter www.altmeyers.org (Abrufdatum: 28.11.2022)
- Freuer D, Linseisen J, Meisinger C. Association Between Inflammatory Bowel Disease and Both Psoriasis and Psoriatic Arthritis: A Bidirectional 2-Sample Mendelian Randomization Study. JAMA Dermatol. 2022;158(11):1262–1268. doi:10.1001/jamadermatol.2022.3682
- Braun-Falco, O., Plewig, G., Wolff, H.H. (1984). Eisen-, Zink- und Kupferstoffwechselstörungen. In: Dermatologie und Venerologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-00524-8_46
- Körber, A., Wilsmann-Theis, D., Augustin, M., von Kiedrowski, R., Mrowietz, U., Rosenbach, T., Meller, S., Pinter, A., Sticherling, M., Gerdes, S. and (2019), Topische Therapie bei Psoriasis vulgaris – ein Behandlungspfad. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 17: 3-14. https://doi.org/10.1111/ddg.13810