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Morbus Crohn erkennen und behandeln

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, bei der sich der Magen-Darm-Trakt immer wieder entzündet. Ein Schub kündigt sich meist mit Bauchkrämpfen und Durchfall an. Morbus Crohn lässt sich zwar nicht heilen, die richtige Therapie kann beschwerdefreie Phasen aber ausdehnen.

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Morbus Crohn zählt neben Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED, Inflammatory Bowel Disease oder IBD). Die Entzündungen treten in Schüben auf: Akute Phasen wechseln sich mit beschwerdearmen Zeiträumen ab. 

Morbus Crohn kann jeden Abschnitt des Magen-Darm-Traktes – vom Mund bis zum After – betreffen. Meist entstehen die Entzündungen jedoch am Ende des Dünndarms und Übergang zum Dickdarm. Die Entzündungsherde bilden – im Unterschied zu Colitis ulcerosa – kein zusammenhängendes Areal, sondern kommen abschnittsweise vor. Dabei können alle Schichten der Darmwand betroffen sein. 

In der Schweiz leben etwa 25'000 Menschen mit IBD, wobei Frauen etwa genauso häufig betroffen sind wie Männer. Meist treten chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zwischen 25 und 35 Jahren erstmals auf. Grundsätzlich können Menschen jeden Alters erkranken – auch Kinder.

Die Beschwerden, die Morbus Crohn verursacht, sind individuell verschieden: Manche Betroffene leiden unter häufigen, starken Schmerzen, während andere nur leichte Symptome aufweisen. Zu den möglichen Anzeichen gehören: 

  • krampfartige Bauchschmerzen
  • häufiger Stuhldrang
  • Durchfall (manchmal mit Blut- und Schleimbeimengung)
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen)
  • Fisteln (Verbindungsgänge zu anderen Organen), z. B. im Analbereich
  • Mangelerscheinungen
  • Übelkeit, Erbrechen, sofern der Magen betroffen ist
  • Entzündungen an anderen Körperstellen, etwa Haut, Augen, Gelenken, Gallenwege

Morbus Crohn ist nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, beschwerdefreie Phasen auszudehnen und Symptome während eines Schubes zu lindern. Häufig werden dafür mehrere Medikamente kombiniert. Bei Komplikationen kann auch eine Operation notwendig werden.

Medikamente

  • Kortikosteroide (z.B. Prednisolon, Budesonid): Sie hemmen die Entzündungen während eines Schubes.
  • Aminosalicylate (etwa der Wirkstoff Mesalazin): Sie sind besser verträglich als Kortison, aber bei Morbus Crohn weniger wirksam, weshalb sie vor allem bei einem leichten Verlauf zum Einsatz kommen.
  • Immunsuppressiva wie Methotrexat, Azathioprin, 6-Mercaptopurin
  • Antikörper (Biologika), etwa Anti-TNF-Therapie (etwa Adalimumab, Vedolizumab, Ustekinumab)
Es können weitere Arzneien (etwa Durchfallmittel, Krampflöser oder Antibiotika) wie auch Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Eisen, Vitamin D oder Zink) sinnvoll sein.

Operationen

Bei Patienten mit Morbus Crohn bilden sich mitunter Fisteln und Abszesse, die chirurgisch entfernt werden müssen. Die IBD kann weitere Komplikationen auslösen, die eine Operation nötig machen. Dazu gehören ein Darmverschluss, eine Darmverengung (Stenose), Blutungen oder eine Bauchfellentzündung. Manchmal werden Abschnitte des Darms dabei komplett entfernt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Entzündungen an anderen Stellen nicht wieder aufflammen.

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn müssen Patienten keine spezielle Diät einhalten. In beschwerdefreien Phasen sollten sie sich ausgewogen ernähren, um den Nährstoffbedarf zu decken. 

Speisen, die erfahrungsgemäss nicht gut vertragen werden, sollten Patienten meiden. Dazu gehören häufig Lebensmittel, die Magen und Darm reizen, beispielsweise sehr fettige, würzige oder scharf angebratene Speisen, unreifes Obst, Getränke mit Kohlensäure oder Alkohol. Auch Milch und Milchprodukte sind bei Magen-Darm-Krankheiten oft schlecht bekömmlich. Bei Verengungen im Darm (Stenosen) sollten ballaststoffreiche Lebensmittel und solche, mit langen Pflanzenfasern (etwa Spargel, Ananas) gemieden werden.

Im akuten Schub muss der Darm durch leicht verdauliche und ballaststoffarme Kost entlastet werden. Weissbrot, Haferschleim, gekochtes Gemüse, Kartoffeln und Reis entlasten das Verdauungssystem. Trinknahrungen helfen, den Körper mit allen Nährstoffen zu versorgen. Für die Flüssigkeitszufuhr ist Wasser und Tee am besten geeignet. In schweren Fällen kann auch künstliche Ernährung über einen Tropf angeraten sein.

Wie Morbus Crohn entsteht, ist nicht vollständig geklärt. Folgende Ursachen könnten eine Rolle spielen: 

  • Genetische Faktoren: IBD treten in manchen Familien gehäuft auf und scheinen vererbt zu werden.
  • Gestörte Barrierefunktion des Darms: Die Darmwand ist weniger widerstandsfähig gegenüber Bakterien, deren Eindringen dann Entzündungen hervorruft.
  • Verändertes Darm-Mikrobiom: Der Darm ist von anderen Bakterien besiedelt als bei gesunden Menschen.
  • Umweltfaktoren wie Rauchen können das Erkrankungsrisiko beeinflussen.

Wenn Babys gestillt werden – mindestens sechs Monate lang – kann das ihr Risiko für eine später auftretende chronisch-entzündliche Darmerkrankung signifikant reduziert werden.

Zunächst wird der Arzt ein Gespräch mit dem Patienten führen, um mehr über seine Krankengeschichte zu erfahren (Anamnese). Im Anschluss wird er den Patienten körperlich untersuchen. Dabei werden beispielsweise Mund und After begutachtet. 

Laborwerte liefern Aufschluss über bestimmte Entzündungswerte – C-reaktives Protein (CRP), weisse Blutkörperchen (Leukozyten), Blutsenkung (BSG) –, Nieren-, Schilddrüsen- und Leberwerte.

Eine Stuhluntersuchung kann Krankheitserreger als Ursache für die Beschwerden ausschliessen. 

Mithilfe einer Darmspiegelung werden Darmveränderungen festgestellt. Eine Magenspiegelung kann sinnvoll sein, um zu überprüfen, ob Morbus Crohn den Magen befallen hat. 

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) helfen ebenfalls, Veränderungen im Darm festzustellen.

Weder Morbus Crohn noch Colitis ulcerosa verkürzen die Lebenserwartung, wenn sie richtig behandelt werden. Weil IBD-Patienten ein höheres Risiko haben, Darmkrebs zu entwickeln, sollten sie regelmässig Untersuchungen zur Früherkennung wahrnehmen.

Auch bei guter Behandlung kann der Alltag mit einer chronischen Krankheit eine Herausforderung sein. Wer unter starken Beschwerden leidet, meldet sich häufiger arbeitsunfähig. Bei Kindern können schulische Leistungen aufgrund von Müdigkeit oder häufiger Fehlzeiten nachlassen. Das Lehrpersonal sollte daher unbedingt von der Krankheit erfahren.

Entspannungstechniken und Sport können die Lebensqualität verbessern. Eine Psychotherapie sowie der Austausch mit anderen Betroffenen (etwa über den Selbsthilfeverein Crohn Colitis Schweiz) helfen, mit der psychischen Belastung umzugehen.

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  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn (Stand August 2021)
  • Patientenleitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ (Stand: 2014)
  • Darmzentrum Bern: Morbus Crohn, unter: www.darmzentrum-bern.ch (Abrufdatum: 02.11.2022)
  • Internisten im Netz: Morbus Crohn: Prognose, Vorsorge & Tipps, unter www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 03.11.2022)
  • Crohn Colitis Schweiz: Leben mit CED, unter www.crohn-colitis.ch (Abrufdatum: 03.11.2022)