Angststörungen:
Ursachen, Symptome, Behandlung
Wer ständig unter irrationaler Angst leidet, kann mitunter sein Alltags- und Berufsleben nicht mehr bewältigen. Die Ursache kann eine Angststörung sein. Betroffene können durch verschiedene Therapiemassnahmen entgegenwirken, so dass die Angststörung nicht chronisch wird.
Dann spricht man von einer Angststörung. Etwa 15 bis 20 Prozent aller Schweizer sind im Laufe ihres Lebens davon betroffen.
Die Generalisierte Angststörung (GAS) ist die am weitesten verbreitete Angststörung. Bei dieser ist die Angst diffus und kann nicht genau bestimmt werden – Bedrohungen sind vielseitig und lauern sozusagen in jeder Lebenslage. Meist beziehen sich die Sorgen auf die eigene Gesundheit, die Gesundheit von Angehörigen, Finanzen oder die Arbeit.
Anhaltende Sorgen und Ängste erzeugen schliesslich körperliche Beschwerden, so dass Folgeerkrankungen, z. B. Schlafprobleme, auftreten können.
Folgende körperliche Symptome können auf eine Angststörung hindeuten:
- • ständige, anhaltende Sorgen
- • Nervosität, innere Unruhe
- • Schlafprobleme
- • Zittern
- • Herzrasen
- • Atemnot
- • erhöhte Muskelspannung
- • Schwitzen
- • Schwindel, Kreislaufprobleme
- • Harndrang
- • Benommenheit
- • Beschwerden im Magenbereich
- • Übelkeit
Depressionen und Generalisierte Angststörungen überschneiden sich in vielerlei Hinsicht: in beiden Fällen dominieren negative Gedankenmuster. Der Unterschied ist: Bei der Generalisierten Angststörung richten sich Sorgen und Ängste vor allem auf die Zukunft. Depressive konzentrieren sich dagegen auf Probleme, die in der Vergangenheit verankert sind. Die Generalisierte Angststörung kann auch als Folge einer Depression – wie auch als Folge einer Panikstörung oder Suchterkrankung – auftreten.
Frauen sind etwa doppelt so oft von Angststörungen betroffen wie Männer. Vermutlich werden sie durch eine Kombination biologisch-genetischer Faktoren und psychischer Umstände ausgelöst. Die Erkrankung tritt vermehrt ab dem 40. Lebensjahr auf, kann aber auch schon im jungen Erwachsenenalter in Erscheinung treten.
Angstbesetzte Ereignisse in jungen Jahren wie Verlust durch Tod (eines Elternteils), Missbrauch oder Vernachlässigung, gelten als Risikofaktoren und Auslöser einer GAS. Wichtig ist auch der Einfluss der Eltern: Ängstliche Eltern fördern wiederum Ängste bei ihren Kindern.
Belastende Erfahrungen in der Gegenwart können ebenso eine Angststörung verursachen: etwa schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit, Tod, Trennung etc. Bildungsferne Schichten sind mitunter häufiger betroffen.
Es ist noch nicht genau erforscht, inwiefern Botenstoffe, die beispielsweise für Entspannung im Körper führen, an der Entstehung einer Angststörung beteiligt sind. Nämlich dann, wenn sie nicht ausreichend vorhanden sind. Aber da sich Medikamente positiv auswirken, die den Botenstoff Serotonin beeinflussen, kann auf eine Fehlfunktion im Gehirn geschlossen werden.
Ohne Behandlung werden die meisten Angststörungen in der Regel chronisch. Von einer schnellen Heilung können Betroffene zwar nicht ausgehen, dennoch gibt es unterschiedliche Wege, um im Alltag zu lernen, besser mit Angst umzugehen:
- Zwei Formen der Psychotherapie zeigen gute Erfolge: Bei der kognitiven Verhaltenstherapie erlernen Patienten, wie sie sich in angstbehafteten Situationen verhalten, um negative Gedanken durch realistische Denkmuster zu ersetzen.
- Bei der psychodynamischen Therapie stehen ungelöste Konflikte – etwa aus der Vergangenheit, aber auch aus der Gegenwart – im Mittelpunkt. Sie aufzulösen ist das Ziel der Therapie.
- Antidepressiva wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) haben sich bei der Behandlung der Generalisierten Angststörung etabliert. Mit einem Wirkeintritt ist allerdings erst nach einigen Wochen zu rechnen.
Wer vermutet, an einer Angststörung erkrankt zu sein, wendet sich meist zuerst an einen Allgemeinmediziner. Oft jedoch nicht wegen der Angststörung an sich, sondern aufgrund körperlicher Begleiterscheinungen, wie Schlafproblemen oder Magenschmerzen etc. Auf diese Weise wird eine Angststörung oft gar nicht erkannt.
Sind Patienten aber massgeblich von negativen Gedanken geplagt, sollte dies ebenfalls beim Erstgespräch (Anamnese) mit dem Hausarzt besprochen werden. Dieser kann schliesslich einen Therapeuten oder den Kontakt zu einer psychosomatischen Klinik vermitteln.
Eine körperliche Untersuchung mit Blutbild schliesst ausserdem organische Hintergründe für etwaige Symptome aus.
Eine Angststörung dringt in alle Lebensbereiche vor, so dass nicht nur der Patient selbst, sondern auch Angehörige betroffen sind. Unbehandelt geht eine Angststörung kaum von selbst wieder weg. Therapien helfen aber dabei, dass die Krankheit nicht chronisch wird.
Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder das Erlernen von Achtsamkeitsübungen, eingebettet z. B. in eine kognitive Verhaltenstherapie, bringen mehr Lebensqualität zurück. Auch Sport kann sich positiv auswirken, vor allem, wenn er gemeinschaftlich ausgeführt wird und so einer sozialen Isolation vorbeugt.
Sowohl Betroffene als auch Angehörige finden Hilfsangebote z. B. über die Schweizerische Gesellschaft für Angst & Depression.
Weitere Informationen und unterstützende Angeboten finden Sie bei:
- Angststörungen, Universitätsspital Zürich, unter: https://www.usz.ch/krankheit/angststoerungen/ (Abrufdatum 22.11.2022)
- Angststörungen, unter: https://www.medix.ch/wissen/guidelines/psychische-krankheiten/angststoerungen/ (Abrufdatum 22.11.2022)
- Generalisierte Angststörung, Gesundheitsinformationen, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/pdf/angststoerung/generalisierte-angststoerung.pdf (Abrufdatum 20.11.2022)
- Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Behandlung von Angststörungen. AWMF-Leitlinie Nr. 051-028. S3, Stand 2021, unter: www.awmf.org (Abrufdatum 21.11.2022)
- Hilfe für Betroffene und Angehörige über die Angst- und Panikhilfe Schweiz, unter: https://www.aphs.ch/ (Abrufdatum 22.11.2022)
- Ambühl, H., Meier, B., Willutzki, U.: Soziale Angst verstehen und behandeln. Ein kognitiv-verhaltenstherapeutischer Zugang. Pfeiffer bei Klett-Cotta, 2001.
- Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD), Schweizerische Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (SGBP), Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP): Die somatische Behandlung der unipolaren depressiven Störungen: Update 2016, Teil 1 (Abrufdatum 22.11.2022)